Wie ist es mit dem, was dir an Wertvollem auf deinem Weg begegnet? Sammelst du es? Kultivierst du es? Wo findet es Raum?
Es ist schon einige Jahre her, dass ich angefangen habe, meine Essenzbücher zu schreiben. Bücher, in denen ich das sammele, was mich bewegt, was ich an Erkenntnissen gewonnen habe, was mir von Herzen wichtig ist. Der Unterschied zum Tagebuch besteht für mich darin, dass es hier nicht primär darum geht, zu notieren, was ich erlebt habe, sondern vor allem darum, Essenzen herauszufiltern.
Was ist es, das ich von jenem Seminar als Essenz mitgenommen habe? Welche Essenz, welches Thema, konnte ich aus dem Gefühlskuddelmuddel, das mich den Tag über bewegt hat, herausschälen?
Welche wichtige Erkenntnis war heute Morgen auf einmal da?
Was hat mich an jenem Film, in jenem Buch,
in jener Begegnung so berührt?
Was war besonders wertvoll für mich?
Ich schreibe, male und klebe in meine Bücher. Schreibe Essenzen und Zyklusrückblicke (immer zum Ende eines jeweiligen Menstruations-Zyklus; zum zyklischen Leben schreibe ich sicherlich in einem der nächsten Blogbeiträge einmal mehr). Klebe Worte, Bilder, Postkarten und Texte rein, die mir wichtig sind.
Auf diese Weise werden jene Essenzbücher zu Konzentraten meiner jeweiligen Monate. Sie enthalten das, was mich auf meinem Weg in dieser Zeit bewegt hat, was mich herausgefordert, gefreut, geschmerzt, begeistert hat, woran ich gewachsen bin. Sie sind die Bücher, die ich immer wieder zur Hand nehme, wenn ich mich frage: Wie war das damals nochmal? Was war da wichtig für mich?
Und vor allem nehme ich sie auch dann zur Hand,
wenn ich eine gehörige Portion Unterstützung
auf meinem Weg gebrauchen kann. Dann schlage ich eines
meiner Essenzbücher auf und erinnere mich –
an jenes Buch, was mir so gut getan hat,
an die Essenz aus einer Ausbildung.
Ich sehe den Satz auf einer Karte, die ich – vielleicht vor zwei Jahren – eingeklebt habe und die mir heute erneut Ruhe und Klarheit schenkt.
Die Essenzbücher sind wie Wegbegleiterinnen für mich, die jederzeit geduldig darauf warten, dass ich sie öffne, um in ihnen zu lesen, aus ihnen zu lernen, mich durch sie zu erinnern.
In jenen Momenten, in denen das Erlebte geschieht, frage ich mich oft, ob ich jene Essenz jetzt wirklich aufschreiben soll. Ob sie so wertvoll, so wichtig ist. Und doch habe ich über die Jahre gelernt, dass es gerade das Aufschreiben ist, was mir hilft, das Wertvolle, Erinnernswerte, Wunderbare in meinem Leben wirklich zu sehen und zu erinnern.
Zu erkennen, welche Schritte ich schon gegangen bin. Mir bewusst zu machen, was ich schon alles geschafft habe. Mich auf diese Weise selbst zurück auf dem Weg in meine Kraft und meinen Mut zu begleiten.
Wie oft ich in den Essenzbüchern schreibe? Das ist unterschiedlich, meist jeden bis alle paar Tage. Manchmal nur einige Zeilen, dann wieder mehrere Seiten lang, besonders auf längeren Zugfahrten, die ich sehr für einen Rückblick auf die Essenz der jeweils vorherigen Wochen nutze.
Schaffe ich es zeitlich nicht, Bilder, Sätze, Zitate und anderes sofort in meinem Essenzbuch zu verordnen, sammle ich sie auf dem Hocker im Wohnzimmer und nehme mir, sobald möglich, eine kleine Essenzbuchzeit, um das Gesammelte in Ruhe einzukleben und vielleicht noch etwas dazu zu notieren.
Diese Zeiten sind kleine Auszeiten mitten im Alltag, die es mir erlauben, einige Zeit zur Ruhe zu kommen, die Bewegungen des Lebensrads gefühlt anzuhalten, ihre Essenzen zu erkennen, aufzuschreiben, um dann klarer weiterzugehen.
Inzwischen habe ich sicherlich zehn oder 20 dieser Essenzbücher. Manche, die schon viele Jahre alt sind, lagern im Keller und werden nur hin und wieder von mir aufgeschlagen. Die Bücher der vergangenen zwei, drei Jahre, habe ich hingegen direkt neben meinem Bett. Sie fühlen sich an wie mein ganz persönlicher Schatz. Ein Schatz voller Weisheit, Stärkung und Authentizität. Der mich wieder mit mir verbindet und die Landkarten meines Lebens in sich trägt.
Es macht Freude in diesen Büchern zu blättern.
Zu lesen, zu schmunzeln, mich von ihnen berühren zu lassen.
Weil sie so im Kern von meinem Weg erzählen.
Weil ich nach einem Jahr manchmal schon wieder vergessen habe, was mir mal so nahe war.
Wenn du selbst beginnen möchtest, ein Essenzbuch zu schreiben, schau vor dem Beginn: Was ist passend für dich? In welchem Format würdest du gerne schreiben? Auf welchem Papier? Blanko, liniert oder kariert? Was soll dein Essenzbuch enthalten (eine Tasche für Gesammeltes, einen Hardcoverumschlag, einen flexiblen Einband, …)? Wie soll es aussehen? Wirst du feste Schreibzeiten haben oder dann schreiben, wenn dir eine Essenz begegnet und die Zeit passt? Was ist sonst wichtig für dich?
Meine Essenzbücher bekommt übrigens niemand außer mir zu sehen. Nur ganz selten lese ich mal einen Text daraus meinem Freund oder in einem Frauenkreis vor. Sie haben etwas Heiliges für mich. Sind so nah dran am Leben. So nah dran an meiner Essenz und an dem, was mir wesentlich und heilig ist.
Manchmal ist ein Buch schon nach zwei Monaten voll, manchmal erst nach einem halben Jahr. Inzwischen habe ich viele verschiedene Formate der deutschen Buchbinderei Bindewerk ausprobiert und bin schließlich bei den Filzbüchern geblieben. Sie sind wunderbar flexibel, dehnbar, auch noch, wenn ich Postkarten und anderes in mein Buch geklebt habe.
In jedes Buch schreibe ich zu Beginn auf die erste Seite eine Ausrichtung: Was möchte ich in der Zeit, in der ich in diesem Buch schreibe, nähren? Was darf wachsen und gestärkt werden? Passend dazu kommt dann noch eine Postkarte oder ein Bild hinter das Gummiband, das das Buch umgibt.
Es ist schön, mich auf diese Weise selbst auf meinem Weg begleiten zu können. Mir selbst die wertvollsten Unterstützungs-Bücher für meinen Weg zu schreiben. Vielleicht magst du es ausprobieren. Mit deinem ganz eigenen Essenzbuch beginnen.
Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Freude, ein gutes, kreatives Ausprobieren und ein wertvolles dich selbst Begleiten auf deinem ureigenen Weg dadurch für dich.
Herzlich,
Sabrina
Liebste Sabrina!! Es ist aus dem Frühling, dieser dein Beitrag zu Deinen Essenz Büchern! Damals hatte ich keine Ruhe, hab’s mir immer aufbewahrt und jetzt , als ich zufällig bei meinen morgenseiten an die Frage nach der ESSENZ meines Lebens kam!!!!, fielst du mir wieder ein, und ich hab’s gerade gelesen und werde es wohl wieder tun… hat mich jedenfalls sehr berührt … Danke! Herzlicher Gruß , cordula
Liebe Cordula,
wie schön! Und oh ja, das Essenzbuch bzw. die Essenzbücher begleiten mich weiterhin! Es ist so wertvoll, auch nach Monaten oder Jahren wieder darin zu schmökern und Wertvolles vom Weg zu erinnern. Schön, dass sie dich auch ansprechen!
Herzlich zu dir,
Sabrina
Liebe Sabrina, danke für diesen schönen Artikel! Der Begriff „Essenzbuch“ gefällt mir wirklich gut. Ich schreibe auch seit Jahren in solchen Büchern – und habe sie in einem früheren Blogartikel „Lockbücher“ genannt. Vielleicht darf ich einen Link dazu setzen? http://therapeutic-touch-bartholomay.com/blog/2014/03/10/haben-sie-ein-lockbuch/
Passt einfach so gut zu deinem Thema.
Liebe Grüße, Vera
Mmh, liebe Vera – wie schön! Hab Dank für das Teilen deines Artikels. Mich berührt es sehr zu sehen, wie viele von uns solche Schätze haben, Essenzbücher mit unterschiedlichen Namen und doch im Kern Bücher, die uns wertvolle, heilsame, nährende Wegbegleiterinnen sind auf unserem jeweils eigenen Weg. Bücher, die wir uns selber schreiben, die uns nähren, stärken, an unserer Seite sind, wann immer wir es brauchen.
Von Herzen einen Dank an dich,
Sabrina
Liebe Sabrina,
vielen Dank!
Auch ich habe schon einige solcher Essenzbücher, nur habe ich sie bisher noch nicht so genannt. Aber es stimmt, in ihnen steckt die Essenz dessen, was mir bisher wichtig war auf meinem Weg. Vor zwei Wochen habe ich völlig unvorbereitet eine Krebsdiagnose bekommen … und gestern habe ich mein Heilungsbuch begonnen.
Viele Grüße und danke für deine Impulse.
Herzlichst
Maria
Liebe Maria,
Deine Zeilen haben etwas in mir zutiefst berührt und ich möchte Dir gerne ein Lied von Katie Melua mit auf Deinen Weg der Heilung geben. Es heißt „I will be there“. Die kraftvollste Version findest Du auf Youtube in der Full Concert Version. Sie singt dort von der Essenz schlechthin, dem Heiligen Weiblichen, das uns alle nährt und trägt, das uns immer wieder zu sich ruft und uns seiner Liebe versichert: „Don´t ever be lonely. I will be there.“ Ich wünsche Dir, dass Du das in jeder Zelle Deines Körpers spüren kannst.
Mit einem zärtlichen Segen aus dem Norden
Jela
Liebe Jela,
vielen Dank für Deine aufmunternden Worte. Das Lied von Katie Melua werde ich mir gleich anhören/anschauen. Da mir Musik eh sehr wichtig ist, habe ich bereits einige Lieder als Schätze für diese Zeit auf meiner Playlist, die ich oft höre. Eins davon heisst: „I Am With You“ von Judy Bailey, das andere „With You Now“ von Ellie Holcomb. Ich bin gläubige Christin, fühle mich auch im Moment von meinem Gott getragen und gehalten – und es sind genau solche Worte, die mir Mut machen!
Vielen herzlichen Dank!
Herzliche Grüße und alles Gute für Dich,
Maria
Liebe Jela,
vielen Dank für dieses Geschenk!
Gänsehaut pur!!
Liebe Grüße
Maria
Liebe Maria,
von Herzen Danke für deine Zeilen – dass deine bisherigen Bücher zu Essenzbüchern werden dürfen und dass du am Freitag dein Heilungsbuch begonnen hast, das berührt und inspiriert mich sehr. Möge es sich füllen mit allem Wertvollen, Nährendem und Heilsamen für dich auf deinem Weg (das wünsche ich uns allen)! Herzensdank an dich für dein Teilen!
Herzlich,
Sabrina
Ich finde das eine sehr schöne Idee mit den Essenzbüchern 🙂
Gerade weil ich selber auch das aufschreibe was mir begegnet ist und wie der Tag verlaufen ist.
Und ich später auch nochmal nachlese, wenn ich wieder Mal einen Aha-Effekt hatte, wann ich sowas schonmal hatte…
Und vor allem Dein Gedanke, sich dabei noch mehr auf den Kern und die Essenz zu konzentrieren beim Schreiben. Danke dafür 🙂
Liebe Dea,
von Herzen Danke für deine Reflektionen und deine Rückmeldung – das freut mich sehr!
Ein wunderbar gutes Schreiben in deinen Essenzbüchern wünsche ich dir,
herzlich,
Sabrina